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Menschen gelten, einer Definition der Europäischen Union zufolge, dann als armutsgefährdet, wenn sie mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung auskommen müssen. Das mittlere Einkommen ist der Wert an der Grenze zwischen ärmeren und reicheren Personen. Vor diesem Hintergrund galten 2011 Einpersonenhaushalte dann als armutsgefährdet, wenn sie ein Monatseinkommen von weniger als 848 Euro hatten. Im Vorjahr waren das noch 826 Euro.
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Bremen
22,3 Prozent der Bremer, also jeder fünftem sind von der Armut bedroht. Damit ist die Hansestadt nach einer zwischenzeitlich kleinen Entspannung, wieder auf dem Niveau von 2005. Aus einem Wohlstandsbericht ging schon 2009 hervor, dass nirgendwo sonst in der Bundesrepublik Deutschland so viele Menschen ohne einen allgemeinen Schulabschluss leben wie in Bremen, gleichermaßen verhält es sich auch mit der Berufsbildung. Die Bevölkerungsentwicklung ist rückläufig, was nicht zuletzt Folge des Geburtenrückgangs und einer immer älter werdenden Bevölkerung ist. Außerdem gibt es nirgendwo so viele überschuldete oder von der Überschuldung bedrohte Haushalte.
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Mecklenburg-Vorpommern
Obwohl Mecklenburg-Vorpommern in den vergangenen Jahr schrittweise das Armutsrisiko senken konnte, gehört das norddeutsche Bundesland mit 22,2 Prozent noch immer zu den am meisten von der Armut betroffenen Bundesländern. Nur noch Thüringen konnte noch einen Rückgang der Quote gegenüber dem Vorjahr erreichen. Die Armutsgefährdung sank von 17,6 Prozent auf 16,7 Prozent. Damit haben beide Länder den kontinuierlichen Rückgang der vergangenen Jahre fortgesetzt. 2011 erreichten sie den bislang niedrigsten Wert. Thüringen rangiert im Ländervergleich derzeit auf dem siebten Platz und konnte einen Rang gut machen.
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Berlin
Obwohl Berlin erst auf Platz drei liegt, so hat es doch die höchste Veränderungsrate um 1,9 Punkte auf 21,1 Prozent. Im Vergleich zu den Vorjahren verzeichnet die Bundeshauptstadt ein Anwachsen des Armutsrisiko. Arm oder sexy, ein Satz, den der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit erstmals 2003 in einem Interview mit dem Magazin Focus Money prägte, bekommt in diesem Zusammenhang eine ganz andere Bedeutung. Sachsen-Anhalt (20,5 Prozent), Sachsen (19,6 Prozent) und Brandenburg (16,9 Prozent) folgen auf den Plätzen vier, fünf und sechs der am meisten von der Armut betroffenen Bundesländer.
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Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Saarland
Der Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz, Kurt Beck - hier in hygienscher Schutzbekleidung während seiner Sommertour - liegt mit seinem Bundesland genau im bundesdeutschen Durchschnitt von 15,1 Prozent. Allerdings stieg die Quote bundesweit um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 14,5 Prozent. Ebenso hat auch Rheinland-Pfalz einen kleinen Anstieg zu verzeichnen.
Schlimmer ist das Risiko der Armutsgefährdung allerdings noch in Nordrhein-Westfalen (16,6 Prozent), Niedersachsen (15,7 Prozent) und im Saarland (15,6 Prozent).
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Hamburg und Schleswig-Holstein
In Hamburg leben nicht nur die glücklichsten Menschen, sondern auch ziemlich viele Millionäre. Trotzdem sind 14,7 Prozent der Menschen vom Armutsrisiko bedroht. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Hansestadt damit einen Anstieg von 1,4 Prozent zu verzeichnen. Allerdings hat die Armut im Vergleich zu 2005 um einen Prozentpunkt abgenommen. Schleswig-Holstein, ebenfalls im Norden der Bundesrepublik, folgt mit 13,8 Prozent Armutsrisiko auf Hamburg.
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Hessen, Baden-Württemberg und Bayern
Menschen in Baden-Württemberg und Bayern sind am wenigsten von dem Armutsrisiko betroffen. 11,2 und 11,3 Prozent der Bürger und Bürgerinnen der südlichsten Bundesländer sind in Gefahr. Das bedeutet, dass nur jeder Zehnte in Gefahr ist. Dafür ist die Anzahl der Millionäre nach Hamburg am höchsten. Baden-Württemberg folgt auf Rang 4. Der Anteil der Menschen, die tatsächlich als arm gelten, wird von der Statistik hingegen nicht erfasst. Dazu fehle es an einer allgemeingültigen Definition der Armut, so eine Mitteilung der Nachrichtenagentur dpa. Hessen schließlich folgt auf Bayern und Baden-Württemberg.
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Das Statistische Bundesamt hat außerdem ausgerechnet, dass es noch immer einen deutlichen Unterschied zwischen Ost und West gibt. Der Ländervergleich sage aber nichts über die Entwicklung in den Ländern aus. Die Gefährdungsquote ging immer hin in Mecklenburg-Vorpommern binnen einen Jahres leicht zurück.
Die Bundesregierung hat aus dem Entwurf ihres Armutsberichts laut „Süddeutscher Zeitung“ (SZ) kritische Passagen zum Auseinanderdriften der Einkommen gestrichen. Gegenüber der ersten Fassung vom September fehle im überarbeiteten Entwurf vom 21. November etwa der Satz „Die Privatvermögen in Deutschland sind sehr ungleich verteilt“, berichtet die Zeitung.
Aussagen über steigende Löhne im oberen Bereich und sinkende im unteren Bereich seien getilgt worden. Stattdessen werde nun darauf verwiesen, dass im unteren Lohnbereich viele Vollzeitjobs entstanden seien, so dass Erwerbslose eine Arbeit bekommen hätten.
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Platz zehn: Niederlande
Die Niederlande gehören zu den High Wealth Countries, also zu den Ländern, in denen Haushalte im Schnitt mehr als 26.800 Euro Netto-, beziehungsweise 38.700 Euro Brutto-Geldvermögen besitzen. So besitzen die Niederländer laut dem Global Wealth Report pro Kopf 109.943 Euro Vermögen (brutto). Das Bruttoinlandsprodukt beträgt dagegen 36.130 Euro pro Kopf.
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Platz neun: Australien
Der durchschnittliche australische Haushalt verfügt über ein Geldvermögen in Höhe von 93.359 Euro. Im Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 50.371 Euro pro Kopf. Das ergibt Platz neun im Ranking der wohlhabendsten Staaten.
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Platz acht: Kanada
Die Kanadier besitzen ein durchschnittliches Pro-Kopf-Vermögen von 95.530 Euro brutto beziehungsweise 59.913 Euro netto. Seit dem Jahr 2000 ist das weltweite Brutto-Geldvermögen um mehr als 100 Billionen Euro gestiegen - das ergibt eine jährliche Wachstumsrate von 3,1 Prozent. Allerdings fraß die Inflation diesen Gewinn wieder auf, sodass die Vermögen real stagnierten, wie die Allianz erklärte. Die Aufsteiger in die Vermögens-Mittelschicht kommen vor allem aus Schwellenländern.
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Platz sieben: Italien
Die Italiener belegen laut der Allianz-Erhebung den siebten Platz. Ihnen steht pro Kopf ein Vermögen in Höhe von 58.380 Euro (brutto) zur Verfügung.
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Platz sechs: Frankreich
Die Franzosen schaffen es mit einem Brutto-Geldvermögen von 63.392 Euro auf den sechsten Rang. Das BIP pro Kopf beträgt nur rund die Hälfte, nämlich 31.620 Euro.
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Platz fünf: Deutschland
Die Geldvermögen der Bundesbürger sind im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent gestiegen. Demnach besitzt ein Deutscher im Schnitt abzüglich seiner Schulden 38.521 Euro. Weltweit ging der Vermögenszuwachs auf eine Rate von 0,6 Prozent pro Kopf zurück. Während die globale Mittelschicht wuchs, sank der Untersuchung zufolge sowohl die Zahl der Reichen mit mehr als 26.800 Euro Nettovermögen als auch die der Armen mit weniger als 4.500 Euro.
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Platz vier: Großbritannien
Die Briten erreichten im vergangenen Jahr ein Brutto-Geldvermögen (pro Kopf) von 82.162 Euro. Wegen der international eher geringen Vermögenswachstumsrate in Höhe von drei Prozent - also einem Wachstum auf Höhe der Inflation - spricht die Allianz davon, dass es den Sparern in den letzten elf Jahren nicht gelungen sei, reale Wertzuwächse zu erzielen. Die Ursache dafür liege auf der Hand: Die Sparanstrengungen würden von wiederkehrenden Krisen an den Finanzmärkten zunichte gemacht; vor allem in den USA und Europa verlief die Vermögensentwicklung in jüngster Zeit enttäuschend.
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Platz drei: Japan
Die Japaner haben im Schnitt ein Geldvermögen von 123.099 Euro brutto. Und das Vermögen wächst stetig weiter. 2011 war Westeuropa sogar die einzige Region weltweit, in der die Vermögen in Summe schrumpften.
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Platz zwei: USA
Dicht auf Japan folgen die USA mit einem Vermögen in Höhe von 123.586 Euro pro Kopf. Das BIP pro Kopf beträgt in den USA dagegen nur rund ein Viertel dieser Summe, nämlich 37.093 Euro.
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Platz eins: Schweiz
Das meiste Geld haben die Schweizer zur Verfügung: Sie besitzen ein durchschnittliches Geldvermögen in Höhe von 214.794 Euro. Damit besitzen sie rund das Zehnfache des weltweiten Durchschnitts. Diesen taxiert der Global Wealth Report bei 21.493 Euro Brutto-Geldvermögen im Jahr 2011. Pro Kopf erwirtschaften die Eidgenossen vergangenes Jahr übrigens 60.417 Euro.
Ebenfalls gestrichen wurde ein Passus über ein verletztes Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung und eine Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts durch das Problem, dass manchen Alleinstehenden mit einem Vollzeitjob der Lohn nicht für die Sicherung ihres Lebensunterhalts genüge. Nun wird lediglich angemerkt, dass dies "kritisch zu sehen" sei.
Die erste Fassung war im Arbeitsministerium von Ursula von der Leyen (CDU) geschrieben und dann den anderen Ressorts vorgelegt worden. Bereits im September hatte es wegen des Textes in der Koalition Krach gegeben, weil ein Satz als Plädoyer für eine Vermögensteuer verstanden worden war. FDP-Chef Philipp Rösler hatte angemerkt, dass der Bericht nicht "der Meinung der Bundesregierung" entspreche.
Ein Ministeriumssprecher sagte der „Süddeutschen“ nun, es habe bei der Ressortabstimmung Veränderungswünsche gegeben. Dies sei „ein ganz normaler Vorgang“. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) bewertet das Vorgehen erwartungsgemäß ganz anders. Die SZ zitiert DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach, die Bundesregierung wolle "entscheidende Aussagen des Berichts verwässern, verschleiern und beschönigen".