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Aktivitäten vor allem in Schwellenländern: Der leise Rückzug des Energiegiganten E.On

von Andreas Wildhagen

Der größte deutsche Energiekonzern trennt sich von Aktivitäten in Deutschland und Europa. Die Zukunft sieht das Unternehmen vor allem in den Schwellenländern Türkei, Brasilien, Indien.

München November 2012

Wenn nur noch die Autoscheinwerfer den Weg leuchten: Ein Kurzschluss in einer Überlandleitung war der Auslöser für den großflächigen Stromausfall in München am 15. November. 450.000 Menschen waren bis zu einer Stunde lang ohne Strom. Züge blieben stehen und im Berufsverkehr kam es zu chaotischen Zuständen, weil Ampeln ausfielen.

Bild: dapd

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Es ist ruhig geworden um den Energiekonzern E.On. Außer einer TV-Kampagne („Sag mal E.On …“), die über die Weihnachtsfeiertage über die Bildschirme dudelte, ist das Unternehmen nur im Hintergrund, heimlich, still und leise, aufgetreten. Dort aber effizient. Die meisten Signale zeigten dabei, zumindest in Europa, auf Stopp. E.On bereinigt sein Geschäftsaktivitäten, was früher noch hochgelobt war, muss nun weichen.

Beispiel Ungarn: Vor sieben Jahren schien es ein glanzvoller Erfolg zu sein, als E.On vom führenden ungarischen Erdöl- und Erdgasanbieter Mol die Gassparte übernahm. Ungarn ist ein aufstrebendes Industrieland in Mitteleuropa, gesegnet mit einem Mittelstand, der mit der Privatisierung der Energiewirtschaft die Hoffnung auf eine kapitalistische Zukunft verband. 2,1 Milliarden Euro hatte E.On für Mol-Gas bezahlt, dafür wurde ein Jahresumsatz von zwei Milliarden Euro in Ungarn übernommen.

Energiepreise Günstigerer Strom? Nicht in Aussicht

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Mol belieferte Verteilergesellschaften und Haushaltskunden in Ungarn, der Düsseldorfer Energieriese schien damit ein sicheres Geschäft gemacht zu haben. Nun soll die ungarische Gassparte verkauft werden. Vor ein paar Wochen wurde eine Absichtserklärung über den Verkauf an die staatliche Energiegesellschaft MVM unterschrieben.

E.On ist dabei, Geschäfte im Wert von 15 Milliarden Euro zu verkaufen, vor allem in Europa. Wobei die Türkei in der konzerninternen Terminologie ausdrücklich nicht zu Europa gehört, sondern zu den Schwellenländern, in denen für die Zukunft erhebliches Wachstum erwartet wird. Damit liegt die Türkei gleichauf mit Indien und Brasilien.

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E.On braucht Geld, und zwar dringend. Die Energiewende nahm dem Unternehmen seine Atomgewinne, auf die sich die Energiemanager jahrzehntelang gestützt haben. Eine Laufzeitverlängerung bis ins Jahr 2036 für die Kernkraftwerke, mit der Bundesregierung im Herbst 2010 abgeschlossen, beflügelte diese Hoffnung auf sichere Profite nur noch ins Unermessliche. Doch dann kam es anders. Die Reaktorkatastrophen im japanischen Fukushima lösten auch in Deutschland einen Tsunami von Anti-Atom-Gefühlen aus, die bis ins Kanzleramt reichten. Der Stopp der Kernenergie war die Folge. Für E.On brach eine gewinnträchtige Welt zusammen. Nun muss der Konzern in Erneuerbare Energien investieren und in andere, weit entfernte Märkte, die noch Wachstum versprechen.

2 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 05.01.2013, 06:49 UhrMerkelinfarkt

    "Grosskraftwerkbetreiber" sind im Versorgungssicherheit gewohnten Deutschland weder politisch noch in der Bevölkerung "in". "In" sind dort Selbstversorger, Erneuerbare Energien und Enteignungsphantasien. E.ON bleibt als gewinnorientiertes Unternehmen gar keine andere Wahl, als im unwilligen Deutschland zu deinvestieren. Dass dabei leise und mit Bedacht und doch zugleich konsequent und zielstrebig vorgegangen wird, ist gegenüber den Wendeschreihälsen sehr wohltuend. Die deutsche Bevölkerung sieht schon in 2013 allmählich, wohin die Merkelreise in Sachen Strom geht. E.ON hat gelernt, dass alle politischen Zusagen Versprechungen und Versicherungen in Sachen Strom wie so viele andere Wahlaussagen in dieser Republik keinen Pfifferling wert. Politisch interessant wird das Ganze langfristig, wenn energieintensive Arbeitsplätze wie Auto- und Maschinenbau oder Stahl- und Aluminiumherstellung schon größtenteils abgewandert sind und ein kalter, windstiller, trüber Wintertag den TV- und Internetzugang in Deutschland beendet. Man hat sich im merkelschen CDU-sozialistischen Ton gegenüber den Versorgern krass vergriffen und wird dafür teuer bezahlen.

  • 04.01.2013, 17:03 UhrErnst

    Wer garantiert, dass man sich nicht wieder wie schon in Spanien, Russland oder den anderen vor Jahren hoch gepriesenen Engagements, auch jetzt in der Türkei oder gar Brasilien genau so verzockt. Ein arrogantes, unfähiges Management hat Eon dahin gebracht wo es jetzt steht, warum soll jetzt alles besser werden, wenn die gleichen ignoranten Herren das Sagen behalten, und planlos auf jeden vermeintlichen Investmenttrend aufspringen, ohne die Hausaufgaben gemacht zu haben. Die Zeche zahlt langfristig der Kunde in Deutschland, dem per Märchen über die teure Energiewende das Geld aus der Tasche gezogen wird, und zu allerletzt wird auch der Staat seine Energieversorger, die letztlich auch politische Altlastenversorger sind, nicht vor die Hunde gehen lassen.

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