- Bild: dpa
Das Geld in der Nähe der Politik
Deichmann: Zu den jeweils 40 bis 50 Sponsoren, die die Sommerfeste des Bundespräsidenten 2009 und 2010 finanzierten, zählte in beiden Jahren auch der Essener Deichmann-Konzern. Als Finanzsponsor warb der Schuhhandelskonzern im Park von Schloss Bellevue nicht Sandalen und Pumps, sondern für die Aktivitäten der eigenen Entwicklungshilfe-Organisation wordundtat, die etwa in Indien Schulen und in Moldawien eine Kinderklinik baut. 30.000 Euro ließ sich Deichmann das 2009 kosten, 40.000 Euro wares es im Folge Jahr. Nach der Besucherflaute 2010 entschied Deichmann laut Effing "2011 nicht mehr dabei zu sein". - Bild: Screenshot
Gubor
Bei gleich zwei hochkarätigen Events sei die Marke Gubor 2010 in Berlin präsent gewesen, hieß es in einer Pressemitteilung des Schokoladen- und Pralinenherstellers: Auf der ersten Sommerparty des seinerzeit neu gewählten Bundespräsidenten Christian Wulff und einen Tag zuvor bei der Stallwächterparty mit dem damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus in der Berliner Vertretung des Landes Baden-Württemberg.
22.100 Euro, so der Sponsoringbericht des Bundesministerium des Inneren, hat Gubor-Chef Claus Cersovsky für Wulffs Sommersause springen lassen. Dafür durfte er für ein paar Stunden einen drei mal drei Meter großen Stand mit drei Mitarbeitern bestücken - und das Dessert vorhalten. - Bild: APN
Rotkäppchen
Die ostdeutsche Sektkellerei Rotkäppchen ließ sich 2010 den Ausschank ihrer Prickelbrause auf dem Sommerfest des Bundespräsidenten mehr als 20.000 Euro kosten. - Bild: dapd
Audi / EADS
Bundesparteitage mit Messeständen: Autohersteller Audi war auf dem FDP Bundesparteitag ebenso mit einem Stand vertreten wie der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS. - Bild: dapd
Vodafone / DHL
Mobilfunkanbieter Vodafone und Paketdienstleister DHL durften sich auf dem Bundesparteitag der Grünen präsentieren. - Bild: CDU
Linde / Phillip Morris
Industriegashersteller Linde und Tabakkonzern Phillip Morris tauchen auch schon mal auf dem CDU-Bundesparteitag auf.
- Bild: dpa
Vattenfall / Bayer
Energieversorger Vattenfall ist auf dem SPD-Bundesparteitag ebenso präsent, wie der Chemieriese Bayer. - Bild: dpa
Bitburger Brauerei
Erfrischung gefällig: Die Bitburger Brauerei spendiert das Bier, das auf dem Sommerfest des Bundespräsidenten ausgeschenkt wird. Die Brauerei aus der Eifel beglückte die Festgesellschaft über einen Caterer und vier Abfüllstationen mit Freibier der Marken Köstritzer und Wernesgrüner. Auch Bitburger sponsere, so die Auskunft des Unternehmens, weil es gelte freiwilliges gesellschaftliches Engagement zu ehren und weil es sich um eine überzeugende und deswegen förderungswürdige Veranstaltung handele. Einzelne Parteien und deren Veranstaltungen würden dagegen grundsätzlich nicht unterstützt. - Bild: dpa
AOK
Die AOK war 2010 einer der größten Unterstützer des Sommerfests des Bundespräsidenten. Sie zahlte rund 90.000 Euro
- Bild: dpa
Glücksspielindustrie
Die Automatenindustrie bezahlte schon eine Hotline für Spielsüchtige
- ...
Etwa ein Drittel weniger haben große Unternehmen und die Interessensverbände der Wirtschaft im vorigen Jahr an die Parteien gespendet. Große Spenden über mehr als 50.000 Euro müssen sie ausweisen, sie werden dem Bundestag gemeldet. Nach Zeitungsberichten kamen 2012 so noch 1,03 Millionen Euro zusammen, 2011 waren es noch 2,03 Millionen Euro. Den größten Teil des Geldes verbuchte die Regionalpartei CSU – insgesamt 460.000 Euro vom Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie und vom Autobauer BMW. CDU und SPD nahmen mit Spenden jeweils 260.000 Euro ein, die FDP 205.000 Euro. Bei den Grünen durchbrach keine einzelne Spende die Marke von 50.000 Euro.
Doch diese Zahlen, die der Öffentlichkeit angeblich Durchblick verschaffen sollen über das Geflecht zwischen Politikern und Wirtschaftsvertretern, zeigen nur einen kleinen Teil davon. Die Finanzkraft von Parteien bestimmen zunehmend andere Einnahmen – auch wenn im Wahljahr 2013 die Spenden wieder reichlicher fließen werden. Und tatsächlich sind es weniger die Spender großer Beträge, die die Wähler misstrauisch machen sollten. Längst fließt Geld über vielerlei andere Wege.
Die Großspenden stammen von der Metallindustrie, aus der Bekleidungsbranche und von Autoherstellern. Banken und Versicherungen, die stark von staatlicher Regulierung abhängen und enge Kontakte zu Parteien pflegen, sind zum Beispiel nicht vertreten. Auch andere suchen längst über andere Wege Einfluss auf eine Regierungspartei, auf Politiker, die sich anschicken zu regieren oder auf solche, deren Ziele mit dem eigenen Geschäft am besten harmonieren. Am einfachsten ist da noch die Stückelung von Spenden, damit diese nicht mit Namen und Betrag auftauchen. Immer wieder genutzt wird auch eine kleine Umleitung über parteinahe Organisationen, die nicht so viel offenlegen müssen.
- Seite 1: Durchsichtig, aber nicht transparent
- Seite 2: Mehr Transparenz - weniger Sponsoren