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Vergewaltigung in Indien: Begleiter des Opfers kritisiert Polizei harsch

von dapd Quelle: Handelsblatt Online

Einen Tag vor Beginn des Prozesses um die Massenvergewaltigung einer 23-Jährigen in Indien, schildert ihr Begleiter erstmals öffentlich die Ereignisse. Die Polizei kommt dabei nicht gut weg.

Einer der vielen Proteste gegen die Vergewaltiger. Quelle: dpa
Einer der vielen Proteste gegen die Vergewaltiger. Quelle: dpa

Neu DelhiRund zwei Wochen nach der tödlichen Gruppenvergewaltigung einer jungen Studentin in Indien hat sich erstmals ihr Freund öffentlich zu der grausamen Tat geäußert. „Ich kann nicht in Worte fassen, wie brutal der Angriff war“, sagte der Mann am Freitag einem indischen TV-Sender.

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„Selbst Tiere verhalten sich nicht so.“ Einen Tag vor dem erwarteten Prozessbeginn gegen die mutmaßlichen Peiniger kündigte die indische Regierung derweil eine harte Gangart gegen die grassierende Gewalt gegen Frauen im Land an.

Am Abend des 16. Dezember war die 23-jährige Studentin in einem Minibus in der Hauptstadt Neu-Delhi stundenlang misshandelt worden, nachdem sie sich zuvor mit ihrem Freund einen Kinofilm angeschaut hatte. Ihr Begleiter wurde verprügelt und aus dem fahrenden Bus geworfen. Zwei Wochen nach der Tat erlag die junge Frau in einem Krankenhaus in Singapur ihren schweren inneren Verletzungen.

Eigentlich hätten er und seine Freundin an jenem Abend lieber mit einer Autorikscha nach Hause fahren wollen, sagte der Freund des Opfers dem Fernsehsender Zee TV. Als es ein Fahrer jedoch abgelehnt hätte, sie mitzunehmen, seien sie in einen mit sechs Männern besetzten Bus gestiegen. Nach einer Weile hätten diese angefangen, sie zu belästigen und anzugreifen.

„Ich habe mich mit drei von denen geprügelt“, schilderte der junge Mann, der während des Interviews mit einem gebrochenen Bein im Rollstuhl saß. „Ich schlug hart zu. Aber dann haben mich zwei andere mit einer Eisenstange traktiert.“

Seine Freundin habe versucht, mit dem Handy die Polizei zu alarmieren, aber die Männer hätten es ihr weggenommen, sagte er. Dann hätten sie sie zu den Rücksitzen im Bus gezerrt und vergewaltigt. Nach der Tortur hätten einige der Angreifer schließlich davon gesprochen, dass sie tot sei.

Als ihre nackten und blutenden Körper daraufhin aus dem Bus geworfen worden seien, habe er bei vorbeifahrenden Rikscha- und Autofahrern um Hilfe gewunken. Doch vergeblich: „Sie verlangsamten ihr Tempo, schauten auf unsere nackten Körper und fuhren weg.“ Nach rund 20 Minuten seien drei Polizeiwagen eingetroffen. Allerdings hätten die Beamten zunächst darüber gestritten, wer für die Klärung des Verbrechens zuständig sei.

Anstatt medizinisch versorgt zu werden, habe er dann vier Tage auf einer Polizeistation verbracht, um bei den Ermittlungen zu helfen. Er habe seine mit dem Tod ringende Freundin im Krankenhaus besucht, ihr erzählt, dass die Angreifer festgenommen worden seien und ihr geschworen, für sie zu kämpfen.

„Sie hat uns alle durch ihren Mut aufgeweckt“, erklärte ihr Freund. „Die Menschen sollten gemeinsam dafür kämpfen, dass ein solches Verbrechen nie wieder passiert - in Anerkennung an sie.“

Indiens Regierung will nun tatsächlich ein Zeichen setzen. Die grassierende Gewalt gegen Frauen müsse "mit eiserner Hand" bekämpft werden, erklärte Innenminister Sushilkumar Shinde. Überdies solle das gesamte Justiz- und Polizeisystem nach dem jüngsten Vergewaltigungsskandal auf den Prüfstand gestellt werden.

Die Verfolgung von Missbrauchsfällen dürfe nicht länger verschleppt werden, sagte er am Freitag bei einer Konferenz indischer Regierungsvertreter zum besseren Schutz von Frauenrechten.

Unterdessen schmetterte das Oberste Gericht des Landes eine Petition ab, nach der Abgeordnete des nationalen Parlaments ebenso wie Volksvertreter in den einzelnen Bundesstaaten suspendiert werden sollten, wenn gegen sie wegen Verbrechen an Frauen ermittelt wird.

Begründet wurde dies laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Press Trust of India mit fehlenden Befugnissen. Allerdings zeigte sich das Gericht am Freitag offen für die Einrichtung weiterer Schnellgerichte zur Untersuchung von Vergewaltigungsvorwürfen.

Am Donnerstag war vor dem ersten Schnellgericht dieser Art Anklage gegen fünf Männer erhoben worden, die die junge Studentin zu Tode vergewaltigt und zusammengeschlagen haben sollen. Ihren mutmaßlichen Peinigern droht nun die Todesstrafe. Ein sechster Verdächtiger ist wohl noch minderjährig und dürfte deshalb vor einem Jugendgericht landen. Am (morgigen) Samstag soll ihr Prozess beginnen.

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