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Preise steigen um 2,0 Prozent: Von hoher Inflation gibt es (noch) keine Spur

von dpa Quelle: Handelsblatt Online

Die Preise in Deutschland sind 2012 im Jahresvergleich um 2,0 Prozent gestiegen. Noch macht sich die lasche Geldpolitik damit im Preisniveau kaum bemerkbar. Ökonomen warnen allerdings, dass sich dies bald ändern könnte.

Die Verbraucherpreise in Deutschland sind 2012 um 2,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Quelle: dpa
Die Verbraucherpreise in Deutschland sind 2012 um 2,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Quelle: dpa

FrankfurtSprit so teuer wie nie, Öl und Gas teurer als im Vorjahr, der Winterurlaub als Preistreiber - dennoch blieb 2012 die Preisexplosion auf breiter Front in Deutschland aus. Moderate 2,0 Prozent Inflation, so lautet die erste amtliche Berechnung für das gerade beendete Jahr. Das ist weniger als 2011 (2,3 Prozent) und trifft exakt die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB). Das ist eine gute Nachricht für Deutschlands Verbraucher. Die tief sitzende Angst vor einer massiven Geldentwertung dürfte sie dauerhaft aber nicht nehmen.

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Auch viele Ökonomen geben nur auf kurze Sicht Entwarnung. Denn die Rettungsmilliarden der EZB für Banken und Staaten könnten auf Dauer das fragile System ins Ungleichgewicht bringen. EZB-Präsident Mario Draghi, der mit seiner Politik des billigen Geldes vor allem in Deutschland aneckt, wird nicht müde zu versichern: „Fakt ist, dass wir Preisstabilität liefern und das weiter tun werden.“

Seit Einführung des Euro 1999 als Buchwert erreichte die EZB ihr Ziel stabiler Preise bei Teuerungsraten von „unter, aber nahe bei 2,0 Prozent“ fast punktgenau. Nach den neuesten verfügbaren Daten der Notenbank bis einschließlich November 2012 betrug die Jahresteuerung im Euroraum seither durchschnittlich 2,06 Prozent. In Deutschland lag die vergleichbare Rate im Schnitt bei 1,63 Prozent. Für 2013 (1,6 Prozent) und 2014 (1,4 Prozent) prognostizieren die Währungshüter weitere Entspannung an der Preisfront im Euroraum.

Die mauen Konjunkturaussichten spielen den Inflationswächtern in die Hände. Volkswirte erwarten sowohl für Deutschland als auch für den Euroraum insgesamt für 2013 niedrigere Teuerungsraten als im abgelaufenen Jahr - auch deshalb, weil wegen der insgesamt schwachen Weltkonjunktur nicht mehr damit zu rechnen sei, dass etwa der Ölpreis die Teuerung so anheizen werde wie zuletzt. „Von der Kostenseite bleibt der Druck auf die Preise ebenfalls gering, da die Lohnpolitik sich in etwa im Rahmen des Jahres 2012 bewegen wird“, erklärt Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW/Köln).


"Die Inflation dürfte kräftig steigen"

Entgegen der landläufigen Meinung war das Geld der Deutschen zu D-Mark-Zeiten nicht sicherer. In den 1990er Jahren - also vor der Euro-Einführung - wurde in Deutschland im Schnitt eine jährliche Preissteigerung von 2,2 Prozent verzeichnet. In den 80er Jahren lag die Teuerungsrate hierzulande sogar bei 2,8 Prozent.

Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding erklärt, die EZB-Rettungsmilliarden kämen nicht im Geldkreislauf an. Natürlich müsse die Zentralbank die Geldschleusen rechtzeitig schließen. „Aber wir können doch nicht deshalb auf den Einsatz der Feuerwehr bei einem Großbrand verzichten, weil einige Beobachter befürchten, die Helfer würden nach dem Löschen des Feuers vergessen, das Wasser wieder abzustellen und somit langsam das Stadtviertel fluten“, führt Schmieding aus.

Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer traut dem Frieden nicht. Nach seiner Einschätzung dürfte die Inflation in zwei oder drei Jahren deutlich steigen: „Der EZB wird es wohl nicht gelingen, die Inflation mittelfristig wie versprochen auf knapp zwei Prozent zu begrenzen. Denn die EZB ist während der Staatsschuldenkrise nahe an die Politiker gerückt und hat einen guten Teil ihrer Unabhängigkeit eingebüßt“, urteilt Krämer.

Auch Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater gibt mit Blick auf die aktuelle Entwicklung zu bedenken: „Insbesondere die Rohstoffpreise können einen Strich durch die Inflationsrechnung machen, denn die Weltwirtschaft wird wieder anziehen und die weltweit lockere Geldpolitik könnte hier ihr Ventil finden.“

Dagegen sieht Gustav Horn vom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK/Düsseldorf) derzeit weder für den Euroraum noch für Deutschland Inflationsgefahr. Die Preisstabilität sei derzeit „eher durch ein Unterschreiten des Inflationsziels von zwei Prozent gefährdet als durch ein Überschreiten“, erklärt Horn. Für viele Verbraucher in „Teuro“-Land ist die amtliche Statistik indes weit weg - etwa an der Zapfsäule.

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