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kolumne Freytags-Frage: Kann uns die Regierung glücklich machen?

Kolumne von Andreas Freytag

Alle Bürger wünschen sich für 2013 viel Glück. Doch auf die Politik sollte sich der Wähler besser nicht verlassen. Die Regierung stößt an Grenzen, wenn sie allen anderen zu Glück verhelfen will.

Ein Glücksschwein Quelle: dpa
Oft wird der Wohlstand eines Landes mit dem Bruttoinlandsprodukt gemessen, mit Glück hat das aber wenig zu tun Quelle: dpa

Zum Jahresanfang nimmt man sich in der Regel einiges vor und wünscht sich gegenseitig viel Glück. Dabei ist der Begriff Glück eher metaphorisch zu verstehen, nicht sonderlich konkret.

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In der Wirtschaftspolitik ist da mancher schon einen Schritt weiter. Unter anderem weil unser gängiges Wohlstandsmaß, das Bruttoinlandsprodukt (BIP), in der Regel als Pro-Kopf-Größe gemessen, etliche Schwächen aufweist und weil wirtschaftliches Wachstum von einigen sehr kritisch betrachtet wird, haben sich in den vergangenen Jahren auch Wirtschaftswissenschaftler in die Glücksforschung eingeschaltet. Die normativ relevante Frage lautet dann: Kann der unvollständige, fehlerhafte, eventuell sogar vollkommen fehlgestaltete Wohlfahrtsindikator BIP durch etwas anderes, z.B. einen Indikator für Glück oder Lebenszufriedenheit ersetzt werden?

Glück ist kein Einkommen

Bevor diese Frage beantwortet werden kann, sind erst einmal einige Fragen vorab zu beantworten, die nicht trivial sind. Zunächst muss geklärt werden, wie Glück oder Zufriedenheit gemessen werden können. In der Regel hilft man sich mit Umfragen auf einer Skala zum Beispiel zwischen 0 und 10. Der World Value Survey geht so vor. Hat man einen Indikator, muss gefragt, ob ein solcher aggregiert werden kann. Das BIP ist eine Zählgröße aller am Markt erzielten Einkommen, die zur Vergleichbarkeit innerhalb eines Landes sowie zwischen verschiedenen Ländern durch die Anzahl der Bewohner des Landes geteilt wird. Dies macht die Verwendung recht einfach.

Beim Glück ist das etwas anderes: Man könnte zwar jeden Bürger fragen und dann das Ergebnis auf eine Skala projizieren und wiederum den Durchschnitt bilden, doch scheint dies Vorgehen recht aufwendig zu sein. Also muss die Umfrage repräsentativ sein.

Nur lose Zusammenhänge

Als nächstes ist zu klären, wie die Politik, so auch die Wirtschaftspolitik zum allgemeinen Glück beitragen kann. Dazu sind zwei Schritte nötig, ein rein positiver und ein normativer. Die positive Analyse muss den Zusammenhang zwischen Glück und anderen – eher objektiven – Sachverhalten überprüfen. Dabei kann man folgende Fragen stellen: Sind glückliche Menschen gesünder? Haben sie Arbeit? Sind sie reicher, haben sie also ein höheres Einkommen oder Vermögen? Sind glückliche Menschen vermehrt ehrenamtlich tätig?

Diese Fragen sind in jüngster Zeit in zahlreichen empirischen Studien, basierend z.B. auf dem soziökonomischen Panel des DIW (SOEP) oder dem britischen Haushaltspanel (BHPS) untersucht worden; man kann durchaus einen – allerdings bisweilen uneindeutigen oder recht losen – Zusammenhang zwischen Glück und Gesundheit, Arbeitsplatz, Wohlstand und dem Ehrenamt erkennen. Man kann außerdem erkennen, dass Gesellschaften im Durchschnitt nicht glücklicher werden, wenn sie reicher werden.

2 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 04.01.2013, 17:07 Uhrrolf

    Die Regierung soll niemanden glücklich machen, sondern vernünftig und zielgerichtet arbeiten.

  • 04.01.2013, 09:15 UhrMatthes

    Das BIP ist schon lange nicht mehr Maßstab für das "Glück" des Normalverbrauchers. Es profitiert nur eine kleine Gruppe am Wachstum des BIP, die Mehrheit der Deutschen muss mit ihren Steuern dafür zahlen und immer größere Staatskredite verantworten.

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