NürnbergDer deutsche Jobaufschwung verliert weiter an Fahrt - die leichte Schwächephase der vergangenen Monate hat sich nach Einschätzung von Experten auch im Dezember 2012 fortgesetzt. Insgesamt seien zum Jahresende 2,841 Millionen Männer und Frauen arbeitslos gewesen; rund 90 000 mehr als im November, schätzten Volkswirte deutscher Großbanken in einer dpa-Umfrage.
Die Zunahme würde damit deutlich höher ausfallen als im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre. Im Vorjahr hatte die Arbeitslosigkeit zum Jahresende noch um 60 000 niedriger gelegen. Bezogen auf das Gesamtjahr 2012 präsentierte sich der Arbeitsmarkt aber noch einmal in Hochform: Mit durchschnittlich 2,896 Millionen Erwerbslosen gab es 2012 so wenig Arbeitslose wie zuletzt 1991.
Die offiziellen Arbeitslosenzahlen samt Jahres-Bilanz 2012 will die Bundesagentur für Arbeit (BA) am heutigen Donnerstag in Nürnberg bekanntgeben.
Inzwischen hinterlasse die schwächelnde Konjunktur aber immer deutlichere Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Selbst nach Abzug jahreszeitlicher Sondereffekte waren den Experten zufolge im Dezember 15 000 mehr Männer und Frauen ohne Arbeit als im November. Die Fachleute führen dies vor allem auf die schwächere Konjunktur zurück.
„In den Zahlen spiegelt sich wieder, dass die Unternehmen im Moment mit der Einstellung neuer Mitarbeiter erst einmal abwarten“, meint etwa Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld. Ebenso wie Deutsche Bank-Volkswirt Heiko Peters rechnen die meisten seiner Kollegen mit einem schwachen Winterhalbjahr auf dem Arbeitsmarkt.
Für Allianz-Volkswirt Rolf Schneider hat im Dezember auch der früh einsetzende Winter in weiten Teilen Deutschlands den Arbeitsmarkt belastet. Frost und Schnee lähmten vor allem die Arbeit in Gärtnereien, im Landschaftsbau und anderen Außenberufen.
Die meisten Experten halten den Arbeitsmarkt aber dennoch für robust. Nach Beobachtung von Steffen Henzel vom Münchner Ifo-Institut zögerten viele Unternehmer mit einem Arbeitsplatzabbau und versuchten, Auftragslücken mit dem Abbau von Arbeitszeitkonten abzufedern.
„Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist zwar stark gesunken, auf die Arbeitslosenzahlen hat das aber noch nicht richtig durchgeschlagen“, gibt Henzel zu bedenken. Der aktuell leichte Anstieg der Arbeitslosenzahlen hänge auch damit zusammen, dass weniger Jobsucher Aus- und Fortbildungen absolvierten. Wer sich auf BA-Kosten weiterbildet, gilt in dieser Zeit nicht als erwerbslos.