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Risikofreudige Firmen: Deutschlands Anti-Krisen-Unternehmer

Die Zeiten für Unternehmer werden wieder härter. Die Konjunktur ächzt, die Globalisierung galoppiert. Trotzdem gründen Risikofreudige neue Firmen, investieren Milliarden oder expandieren gegen den Trend – und alles im Hochlohnland Deutschland.

Was die Unternehmen für 2013 planen und welche Risiken sie für die Konjunktur sehen.*

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* Umfrage des ifo Instituts unter knapp 600 Unternehmen aus Industrie, Bau, Handel und Dienstleistungen im Dezember 2012, Differenz zu 100: keine Angabe
** Mehrfachnennungen möglich

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Das arbeitgebereigene Institut der deutschen Wirtschaft macht in Moll. Jeder vierte Unternehmer hierzulande rechne 2013 mit Stellenabbau – wahlweise wegen der Energiewendekrise, der Euro-Absatzkrise, der USA-Fiskalkrise oder der China-Wachstumkrise.

Gut, dass es genug gibt, die sich davon nicht entmutigen lassen. Denn so unüberhörbar die Konjunktur im letzten Quartal dieses Jahres in zahlreichen Branchen stotterte, so entwerten diverse Wenn und Aber fast alle konkreten Prognosen. Ein Beispiel ist die jüngste Vorhersage des Internationalen Währungsfonds (IWF): Kippe die Lage in den USA und Europa, werde die Wirtschaft in der Euro-Zone 2013 um 1,4 Prozent schrumpfen. Gleichzeitig könnte die Weltwirtschaft insgesamt aber um zwei Prozent wachsen, vielleicht sogar um 3,6 Prozent.

Von solchen Irrlichtern lassen sich hiesige Unternehmen nach dem Crash 2008/09 immer weniger einschüchtern. Joachim Secker, Chef des Leasingunternehmens GE Capital Deutschland, ist nah dran an den hiesigen Firmen, vor allem am Mittelstand. Er sagt: „Die deutschen Unternehmen beweisen sich seit Jahrzehnten als flexibel in wechselnden Situationen. Sie sind global besser aufgestellt und investieren mehr als ihre Konkurrenten aus Frankreich, Italien oder Großbritannien.“ Einzig die Bundestagswahl im Herbst 2013 schmälere den Optimismus. „Bis dahin sind aus der Politik kaum neue Impulse zu erwarten“, sagt Secker. „Das erschwert Unternehmern das neue Jahr wirklich.“

Übersicht zum Anteil der Unternehmen nach durchschnittlichen Wachstumsraten 2010 bis 2012 (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)
Übersicht zum Anteil der Unternehmen nach durchschnittlichen Wachstumsraten 2010 bis 2012 (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Und trotzdem: Manager, die gegen alle Unwägbarkeiten Neues wagen, finden sich in allen Branchen.

Die Grünschnäbel

Hunderte von Containerschiffen ankerten vor der Küste Singapurs, ohne dass Transportaufträge in Sicht waren. Da erreichte Lucius Bunk in Shanghai ein Anruf. Der damals 31-Jährige leitete die China-Dependance der Hamburger Reederei Ernst Russ. „Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, in den Markt einzusteigen“, sagte am anderen Ende der Leitung Alexander Tebbe, den Bunk von früher her kannte.

Es war Frühjahr 2010 und die Schifffahrtsbranche im Zenit ihrer Krise. „Ich habe schon immer davon geträumt, Unternehmer zu sein“, erinnert sich Bunk. Anrufer Tebbe, damals 28 Jahre alt, sei der „ideale Partner“ gewesen. Beide hätten sie „eine gemeinsame Streit- und Bierkultur entwickelt“. Also wagten die Youngster was und gründeten wenige Monate später ihre Reederei namens Auerbach Schifffahrt in Hamburg. Eine Bank und Privatinvestoren stellten zehn Millionen Euro als Startkapital bereit, mit dem die zwei ihr erstes Schiff kauften, das sie „MS Maple Ingrid“ tauften.

Die deutschen Werften stecken seit Jahren in der Krise. Die Nachfrage nach Handelsschiffen ist wegen der lahmenden Weltkonjunktur eingebrochen, die Finanzierung der Projekte gestaltet sich schwierig, die Preise für neugebaute Schiffe sind im Keller. Im vergangenen Jahr lieferten deutsche Werften nur 31 Schiffe aus - 2010 waren es doppelt so viele. Eine ganze Reihe von Werften ist in den vergangenen Jahren in Schieflage geraten oder ging in die Pleite.

Aktuellstes Beispiel sind...

Bild: dpa

Bis heute ist die Krise Teil ihres Geschäftsmodells. Die Schifffahrtsbranche leidet noch immer unter Überkapazitäten, denen Deutschlands größte Container-Reedereien Hapag-Lloyd und Hamburg Süd mit einer Fusion begegnen wollen. Bunk und Tebbe geben aber nicht auf – im Gegenteil. Sie wollen 2013 weiter günstig zukaufen: Drei Schiffe haben sie konkret im Blick. Die Kaufpreise liegen fast auf Niveau der Verschrottungserlöse.

Langfristig soll sich die Einkaufstour zu Niedrigstpreisen auszahlen. Ihr Geschäft ist der Schwerguttransport auf hoher See. Ihre drei bislang erworbenen Stahlriesen „Maple Lea“, „Maple Ingrid“ und „Maple Lotta“ transportieren alles über die Weltmeere, was nicht in Container passt. Sie sind preiswert an dänische und deutsche Befrachter verchartert.

In Zukunft wollen die Gründer ihre Transportaufträge selber akquirieren – und dann richtig Geld verdienen. „Unsere Flotte soll bis 2015 aus zehn Schiffen bestehen“, plant Tebbe.

Elf hanseatische Kaufleute haben Geld in das Unternehmen gesteckt, weil sie das antizyklische Geschäftsmodell überzeugt. Ihr Kapital soll sicherstellen, dass Auerbach, deren Name an Goethes „Faust“ angelehnt ist, nicht zur Tragödie wird. „Unsere Gesellschafter denken langfristig, haben selbst Krisen durchgemacht und erwarten nicht gleich großartige Renditen in den ersten Jahren“, so Bunk. Denn klar sei auch: „Die Krise hält an.“

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