Keiner will ihn jetzt, doch er ist schon da: der Bundestagswahlkampf. Längst haben sich die Parteien in Stellung gebracht für die große Schlacht des Jahres 2013, auch wenn die Abstimmung wohl erst am 22. September stattfinden wird. Und offiziell soll die Auseinandersetzung am liebsten erst nach den Sommerferien beginnen und dann – kurz und heftig – die Wechselwähler bewegen, die sich erst immer knapper festlegen, wem sie ihre kostbare Stimme geben wollen.
Mit der unfallartig-überstürzten Nominierung ihres Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück haben die Sozialdemokraten den Startschuss gegeben. Und die CDU hat auf ihrem Parteitag Anfang Dezember gleich noch einige inhaltliche Korrekturen vorgenommen, um unangreifbarer zu sein. Auch wenn die Schwarzen erklären, die Kanzlerin werde bis zum Beginn der Sommerpause stoisch weiterregieren, steht das neue Jahr ganz im Zeichen der Bundestagswahl.
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Frankreich verliert Bonität
Frankreich verliert am 14. Januar seine Bestnote als Schuldner bei Standard & Poor's. Nun wird immer klarer, dass allein Deutschland unter den großen Eurozonen-Ländern als Stabilitätsanker zu sehen ist.
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Fiskalpakt
Beim EU-Gipfel in Brüssel unterzeichnen 25 der 27 EU-Länder am 2. März 2012 den von Deutschland und Frankreich durchgesetzten Fiskalpakt. Der sieht unter anderem eine Schuldenbremse nach deutschem Vorbild vor, die vom Europäischen Gerichtshof überprüft wird. In der Regel darf die Neuverschuldung demnach konjunkturbereinigt 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nicht überschreiten. Aber: Die Schuldengrenze ist weniger streng als die des Bundes. Für Berlin darf das jährliche Staatsdefizit in Normalzeiten ab 2016 nur noch bei 0,35 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen.
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Schuldenschnitt
Am 12. März 2012 wird der sogenannte Schuldenschnitt für Griechenland fällig. Über 96 Prozent der Unternehmen, meist Banken, die Griechenland-Anleihen halten, verzichten auf einen Großteil ihrer Forderungen – mehr oder weniger freiwillig. Griechenland ist damit noch längst nicht gerettet. Die Schuldenquote steigt schnell wieder und viele der Gläubiger klagen vor Gericht.
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Hollande gewählt
Am 6. Mai 2012 wählen die Franzosen Francois Hollande zu ihrem Staatspräsidenten. Das Duo "Merkozy" ist damit Geschichte. Hollande hatte sich offen gegen das Merkelsche "Spardiktat" ausgesprochen. Seine sozialistischen Versprechen erweisen sich bald als unhaltbar.
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Merkel erpresst
Eklat beim EU-Gipfel am 30. Juni 2012: Italien und Spanien ziehen alle Register, um Europa ihre Politik aufzuzwingen. Mit Erfolg. Künftig sollen Krisenländer den Euro-Rettungsschirm ohne verschärftes Anpassungsprogramm anzapfen dürfen.
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Unbegrenzter Anleihenkauf der EZB
Am 6. September gibt die EZB bekannt, dass sie im Notfall unbegrenzt Anleihen von finanziell angeschlagenen Euro-Staaten kaufen will, um die Zinsen für die Regierungen in Rom und Madrid drücken. Sie finanziert damit indirekt Staaten – was ihr eigentlich strikt verboten ist. Eine neue Ära der europäischen Geldpolitik beginnt. Der Bundesbankpräsident ist gescheitert.
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ESM in Kraft
Am 8. Oktober 2012 tritt der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) in Kraft. Er soll die Zahlungsfähigkeit der 17 Euro-Staaten dauerhaft sichern. Der dauerhafte Rettungsschirm wird mit 700 Milliarden Euro an Grundkapital ausgestattet. Damit soll Mitgliedsstaaten der Währungsunion, die an den Kapitalmärkten kein Geld mehr aufnehmen können, finanziell geholfen werden. Die Hilfe erfolgt über Bürgschaften und Notkredite (zu günstigen Zinsen).
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Griechenland "gerettet"
Am 27. November 2012 kann Griechenland mal wieder aufatmen. Denn die anderen Europäer wollen mal wieder zahlen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und seine Euro-Kollegen verabschieden in einer Nachtsitzung ein Maßnahmenpaket zur Verhinderung eines Athener Staatsbankrottes. Knapp 44 Milliarden Euro an aufgelaufenen Notkrediten sind damit grundsätzlich freigegeben, wenn die nationalen Parlamente zustimmen. Die klaffende Finanzierungslücke des griechischen Staates von 14 Milliarden Euro bis 2014 wird mit Zinssenkungen und Kreditstundungen über das Jahr 2020 hinaus gestopft.
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Bankenaufsicht
Nach 14-stündigen Marathonverhandlungen beschließen die EU-Finanzminister am 13. Dezember 2012 in Brüssel, dass die Eurozone 2014 eine gemeinsame Bankenaufsicht bekommt, die unter dem Dach der EZB angesiedelt sein soll. Damit wird ein seit Monaten schwelender Streit beigelegt. Deutschland hatte für seine Zustimmung zur direkten Hilfe für Krisenbanken durch den Hilfsfonds ESM eine Bankenunion mit gesamteuropäischer Aufsicht gefordert.
Die wirtschaftliche Großwetterlage ist dafür politisch reichlich unkalkulierbar, gerade weil sie so ruhig und kalkulierbar wirkt. Denn Krisenzeiten sind normalerweise gute Zeiten für eine amtierende Regierung: Im Strom nicht die Pferde wechseln, lautet das dann gern gebrauchte Bild; in schwieriger Zeit sei die erfahrene Regierungschefin Merkel doch die sichere Lösung. Aber was machen die Wähler, wenn sie die Krisenzeiten gar nicht als solche spüren? Steht Deutschland nicht so gut da (und so viel besser als die Nachbarn), dass man sich ruhig ein wenig Experiment erlauben könnte? Und gerade dann, wenn mit Steinbrück ein versierter Ex-Finanzminister antritt, der sich mit den Fährnissen der Eurokrise auch auskennt? Der Mann hat Anerkennung verdient, aus Sicht mancher SPD-Wähler aber auch zu viel Geld.
Die Eurokrise hat auch 2013 in ihrem Griff
Vom Überlebenskampf der FDP hängt ab, ob der sich abzeichnende Lagerwahlkampf doch noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Grün wird, oder ob die Entscheidung zwischen Rot-Grün oder einer großen Koalition fällt. Halten sich alle an ihre Wahlversprechen und Vorfestlegungen, heißt die Bundeskanzlerin im November 2013 schon wieder Angela Merkel – mit Sozialdemokraten in ihrem Kabinett, aber ohne Steinbrück.
Ganz ohne Eurokrise freilich wird das Jahr ja nicht vorübergehen. Erfahrungsgemäß dürfte im Sommer das frische Geld schon wieder alle sein, das Europa nach Griechenland geschoben hat. Und auch nicht auszuschließen sind Turbulenzen in und durch Italien, wenn sich das große Südland bei seiner Wahl für die Rückkehr des Operetten-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi entscheiden sollte. Spanien bleibt bis auf weiteres ein unsicherer Partner, seine Banken sind noch nicht gerettet. Da braucht man sich über das torkelnde Zypern eigentlich gar nicht so aufzuregen.
Erster Politik-Termin: Das Dreikönigstreffen der FDP
Eingeläutet wird das neue Jahr traditionell mit dem Dreikönigstreffen der Liberalen in Stuttgart und der Klausurtagung der CSU-Landesgruppe in Wildbad Kreuth. Beide Termine sind in diesem Jahr spannend. Im Stuttgarter Staatstheater hat Philip Rösler vielleicht seinen letzten großen Auftritt als FDP-Bundesvorsitzender. Denn nur zwei Wochen später steht die Landtagswahl in seinem Heimatland Niedersachsen an. Sollten die Freidemokraten da, wie es die Umfragen derzeit nahelegen, an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, wird in der FDP die Befürchtung zur Erkenntnis, dass mit dem derzeitigen Bundeswirtschaftsminister an der Spitze auch keine Bundestagswahl zu gewinnen ist.
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