Kaffeekränzchen statt Twitterduell – das war eigentlich die Kommunikationsstrategie von Peer Steinbrück für den Wahlkampf. Lange hat sich der Kanzlerkandidat den modernen Kommunikationskanälen im Internet verweigert. Der Stahlkocher in Duisburg beteilige sich schließlich auch nicht an Liquid Democracy, erklärte Steinbrück. Stattdessen kündigte er kürzlich in der "Süddeutschen Zeitung" eine neue Wahlkampfform an: Wohnzimmergespräche. Interessierte Bürger könnten den SPD-Politiker und ein paar Nachbarn oder Freunde einladen, den Kuchen würde er mitbringen.
Doch seine Berater scheinen ihm inzwischen klargemacht zu haben, dass es ohne den Einsatz von Social Media noch deutlich schwerer werden wird, die Kanzlerin zu schlagen. "Hallo zusammen! Nun bin auch ich auf Twitter", erklärte @peersteinbrueck am Wochenende überraschend. Sein Team twittere nun "und ab zu er selbst", hieß es da.
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Julia Klöckner
Bei der Bundesversammlung 2009 twitterte die CDU-Abgeordnete Julia Klöckner: "Leute ihr könnt wieder Fußball gucken. Wahlgang hat geklappt.“ Das Problem daran: Das offizielle Ergebnis vom Erfolg für Köhler wurde erst 15 Minuten später bekannt gegeben. Klöckner war Mitglied der Zählkommission. Sie verzichtete in der Folge auf das Amt der Schriftführerin des Parlamentes.
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Steffen Seibert
Nachdem amerikanische Spezialkräfte das Versteck von Osama Bin Laden gestürmt und den al-Qiada-Führer getötet hatten, twitterte der Sprecher der Bundeskanzlerin Steffen Seibert: #Kanzlerin: „Obama verantwortlich für Tod tausender Unschuldiger, hat Grundwerte des Islam und aller Religionen verhöhnt." Seibert fiel schnell auf, dass er sich des Namens des amerikanischen Präsidenten bedient hatte, löschte die Nachricht und korrigierte sich.
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Kristina Schröder
Herzlich begrüßte die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder ihren Kollegen Hans-Peter Friedrich auf Twitter. "Ich begrüße - wenn auch 14 Tage zu spät :-) - meinen Kollegen Innenminister @HPFriedrich auf Twitter!" schrieb sie. Dumm nur, dass hinter @hpfriedrich gar nicht der werte Kollege steckte, sondern ein Fake-Accout.
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Sylvia Löhrmann
Wie Kristina Schröder fiel auch Sylvia Löhrmann auf falsche Freunde herein, allerdings auf Facebook. Das ZDF berichtete, die NRW-Ministerin habe Freundschaftseinladungen von Personen angenommen, die sie nicht kennt. Diese wiederum hätten sich den Spaß erlaubt und sie ohne ihr Wissen zum Mitglied einer Gruppe gemacht, die für Sportwetten im Internet wirbt. Löhrmann bemerkte dies erst, als die ZDF-Redaktion sie darauf ansprach. Löhrmann trat sofort aus der Gruppe aus, da Sportwetten nicht mit der Auffassung der Grünen über Glücksspiel konform sind.
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Sebastian Edathy
Auf Facebook tickte der SPD-Politiker Sebastian Edathy aus. Ein Fotojournalist wies ihn im Zuckerberg-Netzwerk daraufhin, dass er urheberrechtlich geschützte Fotos auf Facebook verwendet hatte. Edathy reagierte patzig und schlug dem jungen Mann vor, doch einfach Klage einzureichen. Als dieser noch einmal genauer nachfragte, reagierte Edathy heftig: „Sie können mich mal kreuzweise.“ Der Dialog ist auf Facebook nicht mehr zu finden. Sowohl das Gespräch als auch die angesprochenen Fotos wurden gelöscht.
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Peter Altmaier
@peteraltmaier ist ein wahres Twitter-Vorbild unter den Politikern. Einmal hat er sich jedoch einen ordentlichen Rüffel eingefangen. Als der damalige Bundespräsident Christian Wulff sich weigerte, Journalistenfragen zur Affäre um seine Privatkredite öffentlich zu beantworten, twitterte der heutige Bundesumweltminister: „Wünsche mir, dass Christian seine Anwälte an die Leine legt und die Fragen/Antworten ins Netz stellt.“ Damit verärgerte er auch Kanzlerin Angela Merkel, die bis dahin versucht hatte, die Geschichte zu deckeln. Altmaier entschuldigte sich daraufhin für seinen Tonfall.
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Hubert Aiwanger
Mutig war ein Mitarbeiter von Hubert Aiwanger, Chef der Freien Wähler, als dieser sich entschied Blondinenwitze auf dem Facebook-Profil seines Vorgesetzten zu posten. Der hingegen fand das gar nicht komisch und zog sich als Reaktion komplett aus Facebook und Twitter zurück.
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Daniel Rousta
Daniel Rousta war für die Organisation des SPD-Wahlkampfes in Baden-Württemberg zuständig und bis vor wenigen Monaten Ministerialdirektor im Stuttgarter Finanz- und Wirtschaftsministerium. Seine Karriere nahm ein jähes Ende, als er sich über die FDP auf Facebook ausließ. Kurz nach diesem Posting wurde er gefeuert: "Netter kleiner 'Shitstorm' der da gerade über die FDPisser hereinbricht."
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Erika Steinbach
Die CDU-Politikerin Erika Steinbach polarisiert und kriegt auf ihre Twitter-Feeds oft bissige Kommentare. Als sie jedoch einmal die Nazi-Partei NSDAP als „linke Partei“ bezeichnete, löste sie einen Sturm der Entrüstung aus.
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Helge Limburg
Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU, im Bild) wurde vom Grünen-Abgeordnete Helge Limburg via Twitter als „unerträglichen Hetzer“ beschimpfte. Limburg verglich Schünemann sogar mit dem Rechtspopulisten Geert Wilders aus den Niederlanden. Ein FDP-Parlamentarier trug den Text noch während der laufenden Sitzung vor. In der Folge brach ein so heftiger Streit aus, so dass die Sitzung abgebrochen werden musste.
Zum Auftakt hatte er für den heutigen Mittwoch zu einem "Twitterview" aufgerufen, die Nutzer konnten dabei Fragen an Steinbrück richten. Im Vorfeld spielten dabei viele Nutzer auf die Honorardebatte an. "Ich trau mich nicht dem Peer eine Frage zu stellen... wer weiss was das kostet!", schrieb beispielsweise Haruka.
Viele wollten dabei das gleiche wissen, wie Wolfgang Gründiger: "Warum twittern Sie, obwohl Sie noch vor kurzem felsenfest behauptet haben, Sie würden nie im Leben twittern, das wäre Anbiederung?" Weil ihn viele Fragen erreichen, erklärte Steinbrück. Er werde allerdings nicht ständig twittern, wo er sei und was er mache.
Auch die politische Konkurrenz verfolgte das Interview. Bundesumweltminister Peter Altmaier konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen, da Steinbrück wohl nur selten selbst twittern wird. "Lieber @peersteinbrueck : Bitte sagen Sie wenn Sie mal selber twittern, damit wir nicht irrtümlich Ihre Mitarbeiter haftbar machen! :-)", so der CDU-Politiker.
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