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Kommentar 30-Stunden-Woche für junge Eltern: Ihr Kinderlein kommet - die SPD hat eine neue Idee

von Anke Henrich

Das darf man vermutlich als Totgeburt bezeichnen. Um Elternschaftverweigerer zwischen 25 und 40 Jahren fürs Kinderzeugen zu erwärmen, fordert SPD-Generalsekretärin Andreas Nahles staatlich geregelte 30 Stunden-Wochen für Mütter und Väter. Steuerzahler und Unternehmen sollen es richten.  

Brandenburg und Sachsen-Anhalt

„Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eine der zentralen Antworten auf die Herausforderungen des demografischen Wandels. Dazu gehören familienbewusste Arbeitszeiten genauso wie eine Unternehmenskultur, in der Familie nicht als Nachteil, sondern als Bereicherung gilt", sagte Staatssekretär Hermann Kues bei der Preisverleihung.

Auf den ersten Blick ist ein Braunkohleförderer vielleicht nicht das familienfreundlichste Unternehmen. Die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH ist jedoch von der 1998 gegründeten berufundfamilie gGmbH als besonders familienfreundlicher Arbeitgeber ausgezeichnet worden. Die Initiative der gemeinnützigen Hertie-Stiftung zeichnete außerdem folgende in Sachsen-Anhalt und Brandenburg beheimatete Unternehmen aus:
bildungszentrum energie GmbH; MITGAS Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH; ; Saale Reha Klinikum Bad Kösen GmbH & Co.; Sana Ohre-Klinikum GmbH; Funkwerk Dabendorf GmbH; Klinikum Dahme-Spreewald GmbH; Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam; REWE Markt GmbH, Logistikregion Ost; Sparkasse Märkisch-Oderland; Stadtsparkasse Schwedt/Oder; Stadtverkehrsgesellschaft mbH Frankfurt (Oder).

Bild: AP

Der Plan: Damit nicht der Vater als Familienernährer Überstunden mache und derweil die Mutter als Hüterin von Herd und Kind ganz aus dem Job verschwinde, sollen beide Elternteile künftig je 30 Stunden die Woche werktätig bleiben und sich in der freigeschlagenen Zeit daheim die Familienarbeit teilen.

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Einen Teil des dann fehlenden Lohns soll der Staat, also der Steuerzahler, den Eltern überweisen. Arbeitgeber sollen bundesweit entsprechende Arbeitszeitmodelle anbieten.

Das tut schon beim Lesen weh. Wer bitte erklärt sich nur deshalb zur mühsamen Aufzucht eigener Brut bereit, weil er offiziell 30 statt wie bisher 38,5 Stunden arbeiten wird?

Auch wer 30 Stunden die Woche schafft, braucht für sein Kind/seine Kinder eine Ganztags-Betreuung in einem Hort, einer Kindertagesstätte oder einer Ganztagsschule. Ob Eltern den Platz an drei, vier oder fünf Wochentagen benötigen, spielt vor allem bei staatlichen Angeboten so gut wie keine Rolle. Bezahlt werden muss meist der volle Platz, falls man ihn überhaupt ergattern konnte.

Es ist wenig verwunderlich, dass Eltern in Nordrhein-Westfahlen auf die Straße gehen: Nur 15,9 Prozent aller Kinder unter drei Jahren werden in NRW in Kitas betreut. Das liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 25,2 Prozent. Hinzu kommt, dass in einigen Bundesländern, wie beispielsweise in Hessen, die Gebühren für die Betreuung der Kurzen stetig steigen. Es gibt allerdings auch positive Beispiele, was die Betreuungsquote anbelangt.

Bild: dpa

Und wieso schließt der SPD-Wahlgag Frauen bis 24 Jahre und ab 41 Jahre von der staatlichen Fürsorge aus?

Wo sind die Firmen, die sich auf 30-Stunden-Modelle einlassen? 30 Stunden sind zu viel, um für die fehlenden Stunden eine andere Person einzustellen. Wer dieses Modell praktiziert hat, weiß: Der freie Tag fürs Kind wird durch Mehrarbeit an den vier Tagen im Job herausgeholt. Die To-Do-Liste für die meisten Angestellten und Selbstständigen wird schlicht in vier, hochkonzentrierten bis erschöpfenden Tagen abgearbeitet. Oder aber die lieben Kollegen müssen mehr arbeiten – auf Dauer auch keine Lösung. Zudem müssten beide Arbeitgeber der Elternteile entsprechende Angebote machen. Das klingt utopisch.

 

Familie und Beruf Nahles will 30-Stunden-Woche für junge Eltern

Die SPD will die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stärken: In einem Interview fordert Generalsekretärin Andrea Nahles eine staatlich bezuschusste 30-Stunden-Woche für junge Väter und Mütter.

Familie und Beruf: Nahles will 30-Stunden-Woche für junge Eltern

Und wo im verschuldeten Staatshaushalt versteckt sich denn bisher das Geld für die Ausgleichszahlungen?

Kinder bekommt, wer ein Leben mit Kindern will. In Deutschland fehlt es  – und das tut weh beim Schreiben – immer noch an qualifizierter, bezahlbarer Kinderbetreuung. Das ist die Lösung.

8 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 29.12.2012, 11:54 UhrDegeneriert

    Weil diese Irren die komplette Zukunftsperspektive der jungen Generation an die EU verkauft und nur ihren eigenen korrupten Machtgewinn im Auge haben - weg mit dieser dekadenten Politkaste.

  • 28.12.2012, 09:35 Uhrzottlschach

    Auch wenn der Wahltermin naht:
    -der Vorschlag lässt sich in der Praxis schlecht umsetzen
    -die Gefahr ist groß, dass hier zu lasten des Staates betrogen wird
    -das Betreuungsgeld der CDU ist großer Mist, es gibt keine Veranlassung ebenso großen Mist zu produzieren

  • 27.12.2012, 23:26 Uhrallesverloren

    Die Probleme liegen wie Kieselsteine oder besser Schotter auf der Straße. Statt sie aufzuheben und politisch in Wählerstimmen umzumünzen sind bei der Opposition nur Hirntote am Werk und produzieren weitere Kieselsteine.

    Das wird wirklich einfach für Schwarz/Gelb.

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