Er habe nicht für eine Analyse gezahlt: "Wir haben den Deutschen Investment Report nicht beauftragt. Wir haben keine geschäftliche Verbindung mit dem DIR! Und wir wollen mit dem DIR auch nichts zu tun zu haben", sagte Böhnke im Interview mit boerse.ARD.de.
Gleichwohl hat der E.Siqia-Chef ähnlich ambitionierte Bewertungsmaßstäbe für sein Unternehmen wie der Schweizer Börsenbrief: "Nach unseren Unternehmensplanungen für dieses Jahr müsste die E.Siqia-Aktie einen Wert von 1,50 bis 2,50 Euro erreichen." Der Investment Report schrieb in einer seiner vielen Emails, in denen er empfahl, E.Siqia zu kaufen: "Wir sehen Potenzial bis auf 2 Euro zur Jahresmitte." Hoch gerechnet auf die 60 Millionen vorhandenen E.Siqia-Aktien soll das Unternehmen also bis zur Jahresmitte 120 Millionen Euro wert sein!
Überzogene Erwartungen
Das ist eindeutig überzogen. Denn eine solche Bewertung brächte die Firma auf Augenhöhe mit einem SDax-Wert wie Elexis. Elexis bringt derzeit 138 Millionen Euro auf die Börsenwaage. Das Unternehmen setzt rund 138 Millionen Euro im Jahr um und verdient dabei 12,6 Millionen Euro - übrigens sind das die Werte für 2006, das vergangene Jahr dürfte noch besser ausgefallen sein. In den ersten neun Monaten 2007 setzte Elexis bereits 114 Millionen Euro um und erwirtschaftete einen Periodenüberschuss von 9,7 Millionen.
Und E.Siqia? Das Unternehmen hat den Abschluss für 2007 noch nicht fertig, der Anleger kann auch nicht auf Quartalsberichte oder ältere Bilanzkennziffern zurückgreifen. Laut Aussage von E.Siqia-Chef Böhnke setzte das Unternehmen im vergangenen Jahr in Deutschland schätzungsweise eine Million Euro um. Wie hoch der Umsatz insgesamt war, konnte Böhnke nicht sagen: "Weitere Zahlen habe ich noch nicht in der Übersicht." Nur so viel: Der größte Teil der Umsätze werde momentan in Deutschland erwirtschaftet.
Selbst wenn Böhnke von einem stark wachsenden Nischenmarkt spricht - das momentane Kursniveau scheint doch immer noch sehr ambitioniert. Bei einem Kurs von 0,25 Euro kommt man nämlich auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 16 Millionen Euro. Eine ähnlich hohe Börsenbewertung erreicht zum Beispiel Sinner Schrader, ein Unternehmen aus dem Qualitätssegment Prime Standard: Sinner Schrader wird an der Börse mit 18 Millionen Euro bewertet. Das Unternehmen hat im Geschäftsjahr 2006/07 aber gut 18 Millionen Euro umgesetzt und rund eine Million Euro verdient.
Im Blindflug
Sicher: Elexis und Sinner Schrader kommen aus einer anderen Branche. E.Siqia bietet Sicherheitssoftware zum Schutz von Dokumenten und Daten an. Das Unternehmen führt die Technologien verschiedener Hersteller zu einem Komplett-Angebot zusammen und baut dafür Software-Schnittstellen. Laut eigenen Angaben ist man zudem selbst ein Softwarehaus mit Eigenentwicklungen im Bereich Public-Key-Infrastruktur. Aber Branche hin oder her - die Relationen stimmen einfach nicht.
Ähnlich überzogene Relationen findet man reihenweise bei den Empfehlungen des DIR. Sofern man sie überhaupt nachvollziehen kann. Denn für gewöhnlich veröffentlichen die Unternehmen keine Bilanzen, geschweige denn Quartalsberichte. Mit dem Kauf einer solchen Aktie fliegt man also im Blindflug.
Die Schweiz ist beliebt
Übrigens: Auch E.Siqia hat sich eine Schweizer Adresse zugelegt. Laut Firmenchef Böhnke ist es so leichter, Geschäftskontakte in Osteuropa aufzubauen.
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